Salon Kokon Bremen 2023

„Nicht ich bin es, die sich zurückzieht, sondern die (vertraute) Welt ist es, die sich auflöst“, schrieb die 67-jährige Philosophin Hannah Arendt (1906 – 1975) an ihre Freundin Mary McCarthy. Sie spricht von dem Gefühl der Fremdheit, das sie in der Öffentlichkeit beschleicht. Letzten Endes fragt sie nach dem Platz, den die Gesellschaft Älteren zugesteht und den wir uns selbst zugestehen. Daran knüpft sich die Frage, wie wir in der Zeit bleiben, uns ihren Fragen, Aufgeregtheiten und Herausforderungen stellen – ohne die eigenen Erfahrungen zu verleugnen?

Eine Frage, die auch viele Künstlerinnen in ihrer dritten Lebensphase bewegte. Dies zeigt die  Züricher Kunsthistorikerin Hanna Gagel  in ihrem Buch „So viel Energie“ an Hand von 12 Portraits. Käthe Kollwitz, Hannah Höch – aber auch Meret Oppenheim und Maria Lassnig haben in reiferem Alter zu  vertiefter Kreativität und Ausdrucksstärke gefunden.

Alt werden – wie geht das – mit  all den öffentlichen Bildern, die wir im Kopf haben und die unser Gefühl  zu uns selbst prägen? Das gilt vor allem für Frauen.

Die Berliner Künstlerin Roswitha Baumeister  (*1954) zeigt in ihren Bildern Perspektiven auf sich und befreundete Künstlerinnen: “VON OBEN”.  Wie auch in ihren anderen Werken spielt sie dabei mit Verhüllung und Enthüllung.  Sie fragt danach, in welchen Rahmen – neudeutsch framing  – wir uns setzen wollen und welche Kräfte und neue Sichtweisen das frei setzen kann.